Jahr 2015 Interessante Auszüge aus den Protokollen  der  Historischen Stammtische.

14. 01. 2015

Diethard Mardek hatte 3 Abbildungen von der Papierfabrik Obergurig mitgebracht, die er von den Nachkommen des Kunstmalers Adolf Fischer-Gurig für das Papierfabrikmuseum des Heimat-vereins dankend erhalten hat. Weiterhin legte er das Faksimile der Fälschung eines Bildes von Adolf Fischer-Gurig vor, welches im Internet zum Verkauf angeboten wurde.

Dieses Foto muss vor dem Jahre 1873 entstanden sein. Das linke Gebäude am Fabrikhof ist hier noch als niedriges Haus mit Walmdach fotografiert. Auf der folgenden Zeichnung, signiert mit „Adolf Elzner 1873“, ist dieses Haus größer und ohne Walmdach dargestellt. Diese beiden Bilder waren dem Heimatverein bisher unbekannt und stellen eine wesentliche Bereicherung für unser Papierfabrikmuseum dar. Das dritte Bild ist eine bekannte Postkarte, die nach dem Brand 1910 entstanden war. Der Heimatverein bedankt sich herzlich bei den Nachkommen von Adolf Fischer-Gurig für die Schenkung der Dokumente.

Herr Jünger zeigte dann u. a. den Ausschnitt einer Postkarte von Doberschau aus dem Jahre 1909, welche ein Foto der Papierfabrik Doberschau zeigt. Fotos von dieser Fabrik sind bisher unbekannt.

Eine weitere alte Postkarte zeigt das Industriegelände Singwitz in den 30iger Jahren. Im Hintergrund erkennen wir den Dromberg. Zwischen den Schornsteinen der Fa. Raussendorf und der Papierfabrik Obergurig oben rechts, guckt der Bieleboh hervor.

Im Staatfilialarchiv Bautzen fand Herr Jünger Unterlagen über die „Roggen- und Weizenmühle Obergurig G.m.b.H.“. 78 Seiten dieser 1930 begonnenen Akte hat er fotografiert und ausgewertet. Sie gewährt Einblick in die Besitzverhältnisse unserer Wassermühle von 1930 bis 1952.

Zur Gründung 1930 wird Kurt Gerhard Mäßling aus Obergurig Geschäftsführer. 1934 übernimmt Johann Heinrich Probst aus Bautzen diese Funktion. Nach dessen Tod 1946 wird Rudolf Schuster aus Radebeul Geschäftführer, bis 1948 die Liquidation durch Karl Körner aus Bautzen erfolgt und die Firma 1949 erlischt.

Jedoch schon 1934 verpachtete die Gesellschaft die Mühle an Max Nitsche aus Obergurig, der sie von der Gesellschaft kaufen will. Deshalb wird 1951 die alte erloschene Gesellschaft erneut, nur zum Zweck des Verkaufs, beim Amtsgericht eingetragen und existierte noch mal bis 1952. Damit endet die Eintragung im Handelsregisterblatt Nr.17.

 

11. 02. 2015

Bernd Seiler präsentierte in zwei interessanten Vorträgen Postkarten aus seiner Sammlung. Der erste Teil gab Einblicke in über 100 Jahre Baugeschichte von Bautzen im Wandel der Zeit.

Das Erholungszentrum an der Talsperre Bautzen war zu DDR-Zeiten sehr beliebt und gut ausgebaut. Die Talsperre wurde 1968 bis 1974 errichtet. Viele Betriebe hatten dort schöne Ferieneinrichtungen.

Armin Wagner trug aus der Zeitschrift „Die Woche“ einen Artikel vom Jahrgang 1905 vor, der sich mit dem damals aussterbenden Beruf der Postillione befasste. Sein Beitrag stellte eine Fortsetzung und Ergänzung zur Geschichte der sächsischen Post dar, über die er zum 161. Historischen Stammtisch am 14.5.2014 berichtet hatte.

 

Vom Bürgermeister Herrn Polpitz hatte Herr Jünger zwei Fotos über das restaurierte Bismarkdenkmal am Mönchswalder Berg erhalten. Eine weitergehende Nachfrage beim Großpostwitzer Bürgermeister Herrn Lehmann, brachte als Ergebnis eine von ihm erstellte Dokumentation, die er dem Historischen Stammtisch übergab. Daraus geht hervor, dass diese „Bismarkbank“ von dem Bautzener Pulverfabrikanten Gustav Krantz, der von 1873 bis 1884 auch die Singwitzer Pulverfabrik besaß, gestiftet wurde.

Das Denkmal wurde laut Inschrift am 1. April 1893 eingeweiht. Nach 1945 wurde es zerstört. Der vormalige Bürgermeister von Obergurig Herr Pilz, ließ Teile der Tafeln suchen und sicherstellen. Die Gemeinde Großpostwitz ließ dann die Tafel rekonstruieren und neu gießen. Im Januar 2015 wurden diese wieder angebracht.

Im weiteren Verlauf des Abends wurde über die Ausstellung im Panometer Dresden und die SZ Dokumentation zum 13. Februar 1945 hingewiesen.

Vom Maler Adolf Fischer-Gurig wurden in der letzten Zeit 9 Bilder im Internet zum Kauf angeboten. Diese Bilder wurden vorgestellt.

 

11.03.2015

Es waren 14 Besucher die sich zum 171. Zusammentreffen im Ratskeller Mönchswalde eingefunden hatten. Bernd Seiler berichtete über den Besuch der Ausstellung im Albertinum Dresden über „Romantische Landschaften“ von Dahl und Friedrich.

Johan Christian Dahl war der Initiator für den Aufbau der mittelalterlichen norwegischen Kirche Wang im heutigen Karpacz im Riesengebirge in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Dabei erhielt er Unterstützung durch die Gräfin von Rechen, die den preußischen König Friedrich Wilhelm den IV. überzeugte, die Finanzierung zu übernehmen. Am 2.8.1842 erfolgte die Grundsteinlegung und am 28.7.1844 wurde die Kirche in Anwesenheit des Königs geweiht. 

Der nächste Vortrag von Herrn Jünger befasste sich mit der Kirchengeschichte der Großpostwitzer Kirche anhand einiger historischer Bilder. 1331 wird erstmals ein Pfarrer in Postwitz erwähnt. Aus der veröffentlichten Chronik von Großpostwitz trägt Herr Jünger wesentliche Punkte der Kirchengeschichte vor.

Ein neuer Taufstein für die Kirche in Großpostwitz wurde 1807 von Karl Traugott Schaffhirt, dem Besitzer der Papiermühle in Obergurig gestiftet. Der alte Taufstein von 1687 blieb zunächst vor der Kirche liegen und wurde dann mitten im Pfarrteich, der sich neben der Kirche befand, aufgestellt. Heute befindet er sich vermutlich im Bautzener Stadtmuseum. Eine der alten Glocken, die 1797 aus zwei noch älteren gegossen worden war, wurde 1882 in der Friedhofshalle in Obergurig aufgehängt. Sie wird heute bei kirchlichen Beerdigungen genutzt. 1893 wurden die Kirche und der Turm zum heutigen Erscheinungsbild umgebaut. Am 30. Juli wurde die Kugel auf den Turm aufgesetzt und am 6. November die Kirche eingeweiht. Ab 1939 sorgt ein Elektromotor für das automatische Läuten der Glocken. 1977 begann eine Renovierung der Kirche unter unentgeltlicher Mitarbeit vieler Kirchgemeindeglieder, die eigentlich bis vor kurzen weitergeführt wurde.

Weiterhin ging Herr Jünger auf die Baugeschichte der Großpostwitzer Spreebrücken ein. Als weiteren Beitrag zeigte er 21 Lichtbilder der Volksbank Sohland, die früher in den Kinos Zwischen Vor- und Hauptfilm zu sehen waren.Eine Diashow 58 verschiedener Werbeplakate und Blechschilder aus der Zeit vor und nach dem zweiten Weltkrieg rundeten den interessanten Abend ab.

 

08.04.2015

12 Besucher konnte Herr Jünger zum 172. Zusammentreffen des Historischen Stammtisches des Heimatvereins Obergurig e.V. im Ratskeller Mönchswalde begrüßen. Der Abend fand ohne moderne Technik statt. So erklangen alte Melodien, die vollkommen ohne Elektronik aufgenommen und wieder gegeben wurden. Zu Beginn bewies Herr Mardek an Hand alter Karten und Messtischblätter, dass die zum Februar-Stammtisch besprochene Bismarkbank auf Oberguriger Flur steht.

Herr Jünger hatte eine alte Markant-Werbung, eine Postkarte vom Industriegelände und von der Flachsspinnerei Heinitz mitgebracht. Auf der Postkarte von Singwitz ist das Restaurant Rothe abgebildet, welches noch 3 Eingänge von der Straße hatte und später Speisesaal des VEB Markant wurde.

Eine alte Großpostwitzer Abbildung belegt, dass zur Flachsspinnerei Hainitz auch eine Dampfziegelei gehörte. Die Bildunterschrift lautet: „Grützner & Faltis, Mechanische Flachsgarn-Spinnerei u. Dampfziegelei, Hainitz-Grosspostwitz i. Sa.“ Von den Anwesenden konnte nicht geklärt werden, wo sich die Ziegelei befand.

Zum Hauptthema „Mechanische Musik….“ stellte Herr Mardek eine Plattenspieldose der Firma „Polyphon“ vor. Die Spieldosen waren die Vorläufer der späteren Grammophone und wurden von Paul Lochmann in Leipzig-Gohlis 1886/1887 erfunden. Durch eine spezielle Technik gelang es, in runde Stahlplatten Haken zu stanzen. Alle auf einem Radius angeordneten Haken sind dabei einem Ton zugeordnet. Die Haken treiben beim Abspielen pro Ton ein spitzzahniges Rad an, welches seinerseits die zugeordnete Tonzunge des Kammes anreißt und so die Melodie erzeugt.

Diese Platten-Spieldosen hatten - wie auch die späteren ersten Grammophone - starke Federwerke als Antrieb; die Drehzahl wurde mit einem Fliehkraftregler konstant gehalten. Oft war ein Steuerhebel vorhanden, mit dem zwischen einmaligen und wiederholten Abspielen umgestellt werden konnte. Herr Wagner brachte ein Grammophon mit, erzählte seine Geschichte und berichtete über die Vorbesitzer. Auch dieses Gerät funktioniert vollkommen ohne Elektrik und Verstärkung, nur auf mechanischem Wege.

In der anschließenden Diskussion wurde erörtert, in welchen Lokalen unserer Gemeinde mechanische Musikinstrumente standen. So gab es in der Gaststätte zur Brauerei Mönchswalde ein elektrisches Klavier mit einen Geigenaufsatz, im Marschners Restaurant in Lehn befand sich ein großer Metallplattenspieler mit Geldeinwurf. Auch die Müllerfamilie Nitsche aus Obergurig hatte ein elektrisches Klavier.

 

13.05.2015

Das Ende des 2. Weltkrieges vor nunmehr 70 Jahren stand im Mittelpunkt des Abends. Aus diesem Anlass zeigte Herr Jünger zwei schon vor 10 Jahren für den oko produzierte Filmbeiträge, „Erinnerungen an das Kriegsende 1945 in Dresden“ und „Die Flucht der Oberguriger Einwohner“

Der zweite Film entstand nach dem vorhandenen schriftlichen Bericht über den Truck des Dorfes Obergurig vom 6. bis 16. Mai 1945 von Hans Pfeil und August Paul. Drehorte waren die Originalschauplätze in Deutschland und Böhmen.

Die Filme kann man sich bei YouTube ansehen. Als Suchbegriff muss „Dresden 1945 die Russen kommen“ und „Oberguriger Flucht 1945“ eingegeben werden. Nach den Filmbeiträgen wurde über Erinnerungen an Ereignisse in unserer Gemeinde zum Kriegsende 1945 gesprochen. So erzählen alte Einwohner von Mönchswalde über eine Kettenfahrzeugreparaturwerkstatt, die dort zeitweilig tätig war. Im Ort und am Waldrand standen Panzerhaubitzen vom Typ „Wespe“ und „Hummel“ mit 10,5 bzw. 15 cm Geschützen. Diese beschossen in den letzten Kriegstagen von Mönchswalde aus die Fernverkehrstraße 6 bei Göda, auf der die Rote Armee zusammen mit polnischen Streitkräften nach Dresden vorrückte. Die Wehrmacht in Mönchswalde war auch Ziel von Kampffliegern, die die gut getarnten Stellungen nicht finden konnten aber an der großen Eiche bei Blumental einen Bauern auf dem Felde tödlich verletzen.

Auf dem Grundstück der Firma Raussendorf in Kleinboblitz/Mönchswalde stand ein 8,8 cm Flak, die auch wahrscheinlich eine russische Rata traf, die am Bahndamm bei Singwitz  notlanden musste. Das Flugzeug lag noch bis im Herbst 1945 dort auf dem Feld.

Weiter wurde über Panzersperren, so beispielweise vorm Ratskeller Mönchswalde und auf dem Dorfberg bei Glaser/Kottwitz gesprochen. Armin Wagner berichtete über einen Granatsplitter, der in Singwitz Haus, Stube und Möbel durchdrang. Es wurde auch eine Sonderausgabe vom Bautzener Tageblatt mit Datum 2. Mai 1945 vorgelegt, in dem die Kampfhandlungen in Bautzen zeitnah beschrieben sind.

Zum Schluss gibt Herr Wagner einen kurzen geschichtlichen Abriss des 2. Weltkrieges vom Beginn bis zum bitteren Ende mit Bildern und Textpassagen aus dem Internet.

 

10.06.2015

Das Gemeinderatsmitglied Jürgen Hähnel informierte die Anwesenden über den aktuellen Stand zu einen eventuellen Ankauf und Sanierung der Oberguriger Schmiede, die wesentlich das Ortsbild von Obergurig prägt.

Das Gebäude der Schmiede in seinem jetzigen Zustand gehört zur Konkursmasse des Holzhausvereins. Die Gemeinde könnte das Haus kaufen, wenn der Gemeinderat zustimmt. Die Kaufsumme beträgt 6000 Euro. Dazu kommen 37000 Euro für eine Grundsanierung. Dafür liegt ein Angebot einer Spezialfirma vor. Fördermittel in Höhe von 23000 Euro sind in Aussicht gestellt.

Der Heimatverein Obergurig ist im Besitz der gesamten Schmiedeausstattung und möchte diese als Schauwerkstatt bzw. Museum einrichten und betreiben. Weitere Nutzungskonzepte müssten erstellt werden. Alle Anwesende sprechen sich für den Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes aus.

Im weiteren Verlauf des Abends gibt es Ergänzungen bzw. Berichtigungen zum 173. Stammtisch, der sich mit den Ereignissen zum Kriegsende 1945 in unserer Gemeinde beschäftigte. So war es kein Bauer, der bei Blumental von einem Flugzeug beschossen wurde, sondern ein 13 jähriger Junge der Familie Heine wurde am Bein verwundet, kam in das Lazarett in die Schule Obergurig, und wurde dann in ein Lazarett nach Rumburg verlegt, wo er verstarb.

Siegfried Rachlitz brachte aus dem Nachlass von Hans Renner verschiedene Dokumente mit. So u. a. einen Nachdruck des Befehl Nr. 2 vom 10. Juni 1945 der die Bildung und Tätigkeit von antifaschistischen Parteien und freien Gewerkschaften auf dem Territorium der Sowjetzone regelte.

Die MTS (Maschinen und Traktoren Station) Obergurig gab früher einen „Dorfspiegel“ heraus. Die Sonderausgabe zum Schul- und Heimatfest in Großpostwitz vom 2. bis 5. Juli 1959 befindet sich auch im Nachlass und wurde mit vorgelegt:

Eine Diaschau alter Maiplakate schloss die Zusammenkunft im Mühlenvereinszimmer ab. 

 

09.12.2015

Der 180. Historische Stammtisch fand traditionsgemäß in unserem Stammlokal, dem Ratskeller Mönchswalde statt. Gekommen waren 14 Besucher, die den Ausführungen interessiert folgten. Zum Beginn zeigte Herr Frank Jünger zwei Videos aus dem Buch „Jugenderinnerungen eines Oberlausitzer“ von Johannes Emil Schöbel von 1918, die sich mit Weihnachtsbräuchen in der Oberlausitz befassen und vor Jahren für den oko angefertigt wurden. Dann zeigt er im Internet entdeckte Postkarten, Fotos und Verkaufsangebote von Artikeln aus der Gemeinde Obergurig und Umgebung. Mit dabei waren 4 alte Zeitungsannoncen vom VEB Schreibgerätewerk Markant, welches in den Anfangsjahren VEB Sächsisches Füllhalterwerk Singwitz hieß.

Herr Dieter Muschinski präsentierte nicht nur alle Fotos und Videos, sondern zeigte selbst auch einen Kurzfilm über die Herrnhuter Sterne und alte beeindruckende Konsum-Werbefilme.

Im weiteren Verlauf des Abends wurden noch alte Weihnachtspostkarten, Abbildungen von Medaillen der Frauenkirche Dresden, Fotos von alten Häusern aus Boblitz und Ebendörfel gezeigt und über den Sorbischen Lehrer Michael Rostock gesprochen.

Frau Lang aus Kirschau, die sich mit der Geschichte des Mönchswalder Berges und des Bautzener Gebirgsverein befasst, präsentierte eine alte Lithographie und Postkarten von Obergurig. Diskutiert wurde auch über ein im Internet aufgefundenes Foto von Singwitz welches Soldaten im 2. Weltkrieg vor einem Ausrüstungslager zeigt: